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Woher kommt der Muttertag?

Ich frage meine jüngste Tochter Juno was ihr einfällt, wenn sie an den Muttertag denkt. Frisch und frei kommt es über ihre Lippen: «Mama, Du hast zwei Geburtstage. Es ist so schön, Dir Geschenke zu machen und zusammen den Muttertag zu feiern!» Das ist nicht weiter verwunderlich, denn meine Tochter ist eine ausgesprochene Partynudel und feiern geht bei ihr immer. Tatsächlich ist es, wenn auch kommerziell missbraucht, eine sehr schöne Geste, einen Tag im Jahr speziell den Müttern zu widmen, an sie zu denken und sie zu ehren. Ich bekomme jeweils gut gemeinte Gutscheine für Handmassagen, verpackt in wunderschönen Schachteln mit roten Herzchen drin, Blümchen und herzallerliebste Brieflein dazu. Ob nun die verschiedenen Massagen je eingelöst werden, spielt dabei keine Rolle. Die Geste ist es doch, die einem das Herz erwärmt.

Der Muttertag wurde in Amerika im Jahre 1907 am zweiten Maisonntag offiziell als nationaler Feiertag anerkannt. Die Begründerin des Muttertags ist eine amerikanische Frauenrechtlerin namens Anna Jarvis. Anna Jarvis ging es in erster Linie darum, ihre eigene Mutter zu ehren, die sich zeitlebens für eine verbesserte Hygiene und tiefere Kindersterblichkeit eingesetzt hatte. Anna wollte erreichen, dass die Leistung ihrer Mutter anerkannt wurde und dass Mütter für ihre täglichen Arbeiten und Mühen offiziell geehrt wurden. Frauenrechte waren ihr ebenfalls ein Anliegen. Die Frauen durften in den USA damals nicht wählen. Es schien Frau Jarvis deswegen angebracht, sich auch dafür einzusetzen. Man stelle sich aber ein Amerika um die Jahrhundertwende vor. Ohne einflussreiche Männer an ihrer Seite zu haben, war das ein schwieriges Unterfangen. Es gelang Anna, sich unter jene Kreise zu mischen und für ihr Anliegen zu werben. Das tat sie auch mit einer von ihr eigens gegründeten Werbeagentur. Anna zeigt uns damit, wie viel wir erreichen können, wenn wir wollen und uns aus ganzem Herzen dafür einsetzen. Der US-Präsident erklärte den zweiten Maisonntag im Jahre 1907 zum nationalen Feiertag zu Ehren der Mütter. Doch war Anna Jarvis damit zufrieden? Zu Beginn gewiss. Als aber aus dem Tag für die Mutter ein Kommerz entstand, wurde sie verbittert und störte im Jahre 1923 eine offizielle Muttertagsfeier. Sie landete deswegen kurzzeitig im Gefängnis. Ihr ging es darum, dass die Mütter geehrt wurden. Eine Kommerzialisierung des Muttertags hatte in ihrer Vision dieses Ehrentags keinen Platz. Deshalb wollte sie den Muttertag wieder abschaffen. Im Jahre 1948 verstarb Anna Jarvis in Armut. Sie hat ihr gesamtes Erbschaftsvermögen aufgelöst, um den Muttertag wieder abzuschaffen, dies jedoch ohne Erfolg.

Ich möchte Anna Jarvis danken, auch wenn sie unglücklich, arm und verbittert gestorben ist. Ihr ging es nicht um den Kommerz, sondern um die Ehre, Achtung und Würde der Frauen, die doch so viel für uns alle leisten und von deren unser aller Leben abhängt.

Ein Hoch auf die Mütter! Ein Dankeschön für all die Liebe, Geborgenheit und Zuversicht, die sie uns schenken. Danke für den unermüdlichen Einsatz, den sie jeden Tag auf allen Teilen der Welt leisten, oft unentgeltlich, riskant, ungesehen und nicht anerkannt.