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Alltag mit zwei Kindern

«Was machst du eigentlich den ganzen Tag?» oder «Sag mal, ist dir nicht langweilig?» höre ich immer wieder, wenn es um meinen Alltag zu Hause mit den Kindern geht. Manchmal aus ehrlichem Interesse, weil sich mein Gegenüber nicht vorstellen kann, wie unser Tag abläuft. Manchmal aber auch nicht. Denn gelegentlich heisst es übersetzt: «Du sitzt doch den ganzen Tag nur auf dem Sofa und tust nichts.» Und ja, ersteres stimmt sogar manchmal. Ich verbringe tatsächlich viel Zeit auf dem Sofa. Ich stille, spiele und tröste da. Aber das mit dem Nichts-tun, das stimmt definitiv nicht. Die Tage sind manchmal ruhiger, manchmal turbulenter – manchmal leiser und manchmal lauter. Lest selbst, wie so ein ganz normaler Tag mit Baby und Kleinkind bei uns abläuft:

6:40     Der Tag beginnt, wenn mein 2-Jähriger von seinem Zimmer in unser Schlafzimmer tapst. Ich bin wach. Wieder wach, denn eine Stunde zuvor habe ich das Baby bereits gestillt und bin nochmal kurz eingeschlafen. Papi ist zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Weg zur Arbeit.

6:41     Jetzt wird noch ausgiebig gekuschelt und langsam in den Tag gestartet… Ha, war natürlich nur ein Witz, denn das Kleinkind besteht vehement auf «Ufstoh, jetzt!».

6:42     Meine fünf Monate alte Tochter hat davon zum Glück nichts mitbekommen, obwohl sie direkt neben mir im Beistellbett gelegen hat. So kann ich sie noch etwas schlafen lassen und schon mal den Zmorgen vorbereiten. Das Porridge für meinen Sohn und das Müesli für mich sowie mein Kaffee stehen bereit.

7:01     Das Baby ist wach. Der Hunger hält sich noch in Grenzen, weshalb ich sie zu uns an den Tisch hole und wir erstmal unser Frühstück essen. Dann ist meine Tochter an der Reihe. Ich stille sie, während mein Sohn langsam beginnt jede einzelne Spielzeugkiste auf dem Boden zu verteilen.

7:55     Jetzt widme ich mich meinem Sohn, der schon seit 10 Minuten möchte, dass ich mit ihm einen Lego-Zoo aufbaue. Und weil wir heute keine konkreten Aktivitäten geplant haben, nehme ich mir diese Zeit, um mit ihm zu spielen – äh, um zuzuschauen natürlich. Mitbauen darf ich nämlich keinesfalls.

8:30     Mir fällt auf, dass ich meinen Kaffee ganz vergessen habe. Ich setze mich nochmal kurz an den Esstisch, trinke meinen kalten Kaffee und checke mein Handy. Ein bisschen «Me-Time». Ganze drei Minuten.

8:33     Dann werden alle frisch gemacht. Der Plan: 1. Baby, 2. Kleinkind, 3. Mami. Ich wickle, ziehe aus, ziehe an, wasche Gesichter und werde dabei einmal vom Pöstler und einmal von einem Call Center-Anruf unterbrochen. Doch zumindest die beiden Kinder sind jetzt schon mal angezogen.

9:25     Ich entscheide mich, vor dem Duschen zuerst etwas im Haushalt zu machen. Geschirrspüler ausräumen, das Geschirr vom Frühstück einräumen, Staubsaugen, eine Ladung Wäsche in die Maschine werfen – oh, Moment – meine Tochter hat wieder Hunger.

10:15   Das Baby hat getrunken und schläft nun. Mein Sohn braucht eine frische Windel und kurz im Anschluss auch ein neues Outfit, denn beim Trinken ging ordentlich etwas daneben.

11:30   Ich schaue auf die Uhr. Zack, halbi zwölfi und Zeit Zmittag zu kochen. Was ich in der Zwischenzeit gemacht habe? Den Toddler nach einem Sturz getröstet, das Baby in den Schlaf getragen, Wäsche aufgehängt, die Betten gemacht und durchgelüftet… wie gesagt – zack, war halbi zwölfi. So, jetzt etwas Schnelles und Gesundes kochen, das dem Kind auch noch schmeckt…

12:30   … Ich bin daran gescheitert und mein Sohn geht lieber ohne Zmittag ins Bett. Sein momentanes Motto: «Ohne Nüdeli, ohne mich».

14:30   Ups, ich bin wohl miteingeschlafen. Nach der vergangenen eher schlaflosen Nacht kein Wunder.

15:30   Nach dem Zvieri, dem Stillen, dem Umziehen und dem Mittagessen wegräumen (ist ja wegen des unplanmässigen Schlafes liegen geblieben) entscheide ich mich, etwas rauszugehen. Ein Einkauf wäre eigentlich auch fällig, aber das kann bis morgen warten (ist ja nicht so, als hätte ich genau das bereits gestern schon gesagt).

17:30   Wir sind wieder zu Hause, erschöpft und ziemlich hungrig. Erstmal stillen, etwas plaudern und runterfahren. Papi kommt nach Hause und wir essen gemeinsam Znacht.

Danach darf der Grosse noch eine Folge seiner Lieblingssendung sehen, bevor es ums Zähneputzen und Pyjama anziehen geht. Wenn Papi abends da ist, dann bringt er unseren 2-Jährigen ins Bett und ich das Baby. Derzeit dauert das ganz schön – bei beiden. Um 21 Uhr schlafen dann beide und wir haben Zeit für uns. Theoretisch. Bisschen aufräumen, ein paar Zeilen dieses Berichts schreiben. Duschen (ich weiss, das wollte ich bereits am Vormittag machen). Noch eine Folge einer Netflix-Serie? Ja, komm, liegt noch drin. Und dann, wieder viel zu spät, geht’s auch für uns müde Eltern ins Bett, bis mich die Kinder morgen (bzw. diese Nacht um 0:30, 3:00 und 5:30) wieder auf Trab halten. Aber wisst ihr was? Ich würde niemals tauschen wollen!

Foto: Irina Bottlang